„Eigentlich ist jede Familie eine Sekte für sich, mit irgendeiner speziellen Idee oder Wahnvorstellung, um die alles kreist.“ So sinniert einmal die Ich-Erzählerin in Miriam Böttgers durchaus autobiografischem Roman namens „Aus dem Haus“. Die Lesung der Fernsehjournalistin und Romanautorin am Freitag, 13. September, im Trausaal des Rathauses ist eines der Highlights des diesjährigen Weinheimer Literaturfestivals (12. bis 16. September). Ausgestattet mit Weinheimer Lokalkolorit, denn Miriam Böttger beschreibt unter anderem ihren Umzug von Weinheim nach Kassel. Die Zweiburgenstadt ist ihr danach wie ein Paradies vorgekommen. 

Miriam Böttger, Fernseh-Journalistin beim ZDF ist begeisterte Leserin von David Foster Wallace und Thomas Bernhard. Sie schreibt, seit sie denken kann, hatte aber nie Zeit, ihren Roman bei einem Verlag unterzubringen. Das hat sich vor ein paar Monaten geändert. Darum geht es: Eine Mutter, die mit verführerischer Sogwirkung schwarzsieht. Ein Vater, der mit Nebelkerzen wirft, wenn er von sich erzählen soll. Und ein vermeintliches Unglückshaus, das es endlich zu verlassen gilt. Miriam Böttgers aberwitziger, tragikomischer und abgründiger Roman für alle, die sich auch mit ihrer Familie herumschlagen. 

Als die Eltern beschließen, ihr Haus endlich aufzugeben und in eine kleinere Wohnung zu ziehen, müsste dies eigentlich eine Erleichterung sein. Doch kaum verkauft, erscheint der Unglücksmagnet in völlig neuem Licht. Während der Tag des Umzugs näher rückt, werden die Lageberichte des Vaters, die die Tochter täglich telefonisch einholt, immer bizarrer. Und sie begreift, dass es hier um etwas ganz anderes geht als um einen Umzug.

Es geht an diesem Abend im Rathaus (wenn das Trauzimmer nicht ausreicht, wird auf den Großen Sitzungssaal ausgewichen) vor allem um – die Familie. „Herbst ohne Haus“ heißt das Buch der Romanistin Maria Hoffmann-Dartevelle. Es spielt in einem westdeutschen Haus in den 70er-Jahren. Wenn der Vater vom Krieg erzählt, löst sich die Luft auf. Als der Umzug ins Eigenheim sich verzögert, müssen die drei Kinder mit der Mutter in eine Notunterkunft ziehen: Ein Kloster. Dort geschehen rätselhafte Dinge. Maria Hoffmann-Dartevelle lebt in Heidelberg als Literaturübersetzerin. 

Von Ivica Perković, dem dritten Autor des Abends, sagt man, er fluche lieber auf Kroatisch, seiner Muttersprache – aber er schreibt am liebsten auf Deutsch. Die „Nachtfahrt nach Livno“ handelt von dem Bosnier Niko, der sich am Abend des zweiten Weihnachtstages ins Auto setzt und eine lange Autofahrt antritt, um seine Eltern in Bosnien zu besuchen. Während der Fahrt lässt er sein Leben Revue passieren. Er erinnert sich an seine Flucht aus Bosnien, an seine ersten Tage in Deutschland und an seine große Liebe Karin, die er in Deutschland kennengelernt hat, mit der er beschließt, ein Haus zu bauen. 

Freitag, 13. September,  19 Uhr, Rathaus (Schloss),  Lesungen von Ivica Perković aus „Nachtfahrt nach Livno“, Maria Hoffmann-Dartevelle aus „Leise Spiele“ und von Miriam Böttger aus „Aus dem Haus“. Im Rahmen des 2. Weinheimer Literaturfestivals- 

Eintritt 15 Euro  ermäßigt 12,00 Euro. Karten über Reservix und die üblichen Vorverkaufsstellen. 

Komplettes Programm auf www.literaturfestival-weinheim.de

Pressemiteilung der Stadt Weinheim, 13. August 2024

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