Wir sind geschockt und tieftraurig über die Gräueltaten und das Schicksal, das zahllose Familien nun erleiden müssen. Wir trauern mit ihnen. Wir sind aber auch desillusioniert darüber, wie es so weit kommen konnte, wie der Hass auf das jüdische Volk und die israelische Nation so wachsen und nun derart überkochen konnte. Wie konnte das nur geschehen, in diesem Ausmaß?“

Sätze, auch Fragen wie diese, ausgesprochen von Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just, lagen in der Luft, als sich am Donnerstag rund 120 Weinheimerinnen und Weinheimer am Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewalt vor dem Hintergrund des Krieges im Nahen Osten für die Menschen in Israel zu einer Kundgebung versammelten. Das Bündnis „Weinheim bleibt bunt“ hatte dazu aufgerufen.

„Dass die Sicherheit Israels zur deutschen Staatsräson gehört, ist das Ergebnis unserer gemeinsamen Vergangenheit. Es gibt daran nichts zu rütteln“, legte OB Just fest. Es sei unerträglich, wenn es jetzt auch in Deutschland Gruppen und Organisationen gibt, die den Terror gegenüber Israel begrüßen sowie Mord und Massaker mit Häme begleiten. „Er forderte: „Wir müssen uns dem mit aller Entschiedenheit entgegenstellen.“ Und: „Für Antisemitismus, egal wovon er motiviert ist, darf in Deutschland kein Platz sein.“

Und dennoch habe man den Wunsch und die Hoffnung, die israelische Regierung möge bei all ihrem sehr verständlichen und nachvollziehbaren größtmöglichen Sicherheitsbedürfnis die Humanität nicht außer Acht lassen. Just: „Es macht humanitär keinen Unterschied, wenn ein unschuldiges Kind sterben muss. Für die Mutter ist das Leid gleich groß, egal, ob sie im Land der Angreifer oder der Angegriffenen lebt. Auch das sollten wir nicht vergessen.“

Ähnlich äußerte sich auch Daniel Ott, der als Schüler bei einem Wissenschaftsprojekt in einem israelischen Kibbuz mit israelischen und palästinensischen Jugendlichen gemeinsam gearbeitet hat. „Es darf nun nicht zu einer Spirale der Gewalt und des Mordens kommen“, appellierte er.

„Weinheim bleibt bunt ist heute an der Seite aller Opfer in diesem fürchterlichen Krieg – denn es ist ein Krieg! Wir erwarten, dass die Verursacher, nämlich die Hamas und ihre Verbündeten ihre gerechte Strafe erhalten.“ So forderte Stella Kirgiane-Efremidou, die für das Bündnis sprach.

Man dürfe und wir könne solche Gräueltaten nicht einfach hinnehmen“, erklärte die Stadt- und Kreisrätin. Und auch sie betonte: „Was wir auf keinen Fall tolerieren und akzeptieren dürfen – egal wie man zu diesem politischen Konflikt steht, ist, dass Hass und Antisemitismus in unserem Land offen skandiert werden darf!“

Albrecht Lohrbächer, Theologe, Israel-Kenner, Begründer der Städtepartnerschaft zwischen Weinheim und der israelischen Stadt Ramat Gan, schilderte aus erster Hand: „In dem Dorf Kfar Aza, das ich mehrfach besucht habe, wurden in einem mörderischen Rausch 40 Babys die Köpfe abgeschnitten, die Terroristen ließen in dem kleinen Kibbuz mehr als 100 Tote zurück, geschändet die Frauen, erschossen die Männer, in Käfigen Jugendliche abtransportiert.“ Er fragte zuspitzend: „Können wir weiter in unserer fast unendlichen Toleranz hinwegsehen, dass arabische Organisationen Millionen hierzulande sammeln, um den Judenmord dort zu finanzieren? Können wir weiter zulassen, dass Steuergelder an Organisationen fließen, die nach außen sich als Hilfsorganisationen darstellen, aber tatsächlich Israels Existenz infrage stellen?“ Seine Schlussfolgerung: „Deutschland hat eine Mitschuld an den Ereignissen jetzt.“

Aus dem Bündnis „Weinheim bleibt bunt“ verlasen aus dessen Sprecherkreis Monika Springer und Dirk Ahlheim Nachrichten, die Albrecht Lohrbächer aus der geschundenen Partnerstadt empfangen hatte.
„Die ermordeten Israelis brüllen nach sichtbarer Solidarität.“ So zitierte Lohrbächer in seiner Rede Leo Sucharewicz, den Vorsitzenden des Vereins für Demokratie aus. Auf sein Bitten hin legte die Versammlung eine Schweigeminute für gefallenen Soldaten der Stadt Ramat Gan, die er namentlich verlas. Dann beschlossen gefühlvolle Saxofontöne des Hemsbacher Musikers Luca Toldo die Veranstaltung.

(Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 12. Oktober 2023)