„Ein schönes Lied, ein freies Wort sei stets des Sängers Schild und Hort.“ So steht es, mit goldenem Garn eingestickt, auf dem blauen Samtstoff der Fahne. Man will sie nur vorsichtig anfassen, zart streicheln, um nichts zu zerstören. Der Betrachter spürt, welche historische Kostbarkeit dort auf dem Tisch des Alten Rathauses in Lützelsachsen liegt. Man nähert sich der prunkvollen Fahne vorsichtig, dabei wurde sie einst genutzt und gebraucht, getragen und geschwungen.

Und jetzt ist sie wieder zurück. Die Gründungsfahne des früheren „Sängerchor Mignon Lützelsachsen“ ist zuhause angekommen. Sie gehört zu einer ganzen Reihe historischer Kostbarkeiten, die in dieser Woche die Ärztin Dr. Jeanette Quick an die Lützelsachsener Ortsvorsteherin Doris Falter übergeben hat. Die beiden kennen sich seit Jugendtagen, haben dasselbe Gymnasium besucht. Jeanette Quick ist in Lützelsachsen aufgewachsen. Sie ist die Tochter von Adam Hörr, der im Ort und darüber hinaus ein bekannter und sehr geschätzter Mann war. Adam Hörr gehörte 1925 zu den Gründern des „Sängerchor Mignon“, der später dem größeren MGV beitrat.

Zu seinem Nachlass gehörten Utensilien der Vereinsgeschichte, unter anderem die 1925 geweihte Fahne, die zu festlichen Anlässen und Umzügen gezeigt wurde.

Seine Enkeltochter hat sie aufbewahrt. Etliche Jahre stand sie als Schmuckstück im Haus der Ärztin in Zürich. Dort hatte sie als studierte Medizinerin und Psychologin eine Klinik gegründet und geleitet. Kürzlich hat Jeanette Quick aber ihrem Hausstand verkleinert. Sie sprach Doris Falter an, und beide vereinbarten, dass die „Mignon“-Fahne einen Platz in der Heimat des Großvaters bekommen sollte.

Am Mittwoch war es soweit: Jeanette Quick übergab das wertvolle Stück gemeinsam mit Fotoalben, alten Festschriften und Urkunden an Ortsvorsteherin Falter und Oberbürgermeister Manuel Just. Beide versprachen, die historischen Wertsachen in bester Obhut aufzubewahren. Die Mignon-Fahne wird ab sofort für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger im Saal des Alten Rathaus in Lützelsachsen (zu den Öffnungszeiten der Verwaltungsstelle) aufgestellt, zunächst bis 1. Juni. Dann soll sie im Weinheimer Stadtarchiv fachmännisch aufgehoben werden, um sie im aktuellen tadellosen Zustand zu erhalten. Doris Falter hat aber vor, die Fahne zu besonderen Anlässen in Szene zu setzen. Sie ist ja jetzt wieder daheim in Saase.

Dr. Jeanette Quick und OB Manuel Just haben aber auch über weitere Schätze aus dem Nachlass Adam Hörrs gesprochen. Unter anderem gibt es eine wertvolle Marmor-Statue, die aus einem Umbau der Heidelberger Frauenklinik nach dem Krieg stammt. Hörr war seinerzeit als Architekt auch Stadtbaumeister in Heidelberg. Auch dieses Kunstwerk soll einen Platz bekommen, der ihm angemessen ist.

Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 26. April 2023