Morgens um 5 Uhr, wenn die letzten Nachtschwärmer die Weinheimer Kerwe verlassen, vielleicht eine Zigarettenkippe auf den Boden werfen und die letzte Flasche achtlos abstellen, zählt Johannes Wyrwoll im Bauhof seine Leute. Es sind etwa 20 Männer (und eine Frau), die in dieser Herrgottsfrühe bereit stehen, um anderer Leute Dreck zu entfernen. Für die Menschen des Straßen-Reinigungstrupp des Weinheimer Bauhofs ist nächtliches Kerwefeiern tabu, denn sie müssen morgens früh raus. In Normalzeiten fangen sie um 6 Uhr ihren Dienst an, aber an Kerwe ist nichts normal.

Ein gutes Dutzend städtische Mitarbeiter und Kollegen einer beauftragten Dienstleistungsfirma haben sich auch jetzt wieder jeden Morgen im Bauhof getroffen.

Dann werden die Kehrmaschinen gestartet; die große für die breiten Straßen und die beiden kleinen, die auch gut in die Ecken kommen. Sie nehmen auf, was zuvor mir elektrischen Handgeräten vor ihre Staubsauger gepustet worden ist. Und das sind nur die Straßen. Rund 150 Mülleimer werden an jedem Kerwetag zusätzlich geleert.

Dazu kommt der alltägliche Dienst wie jeden Tag: Grünflächen reinigen, Mülleimer leeren, weitere Straßen und Plätze säubern. Und wenn man hinten aufhört, könnte man gerade wieder vorne anfangen.

Ein großer so genannter „Presswagen“ der AVR begleitet die Bauhof-Leute auf ihrer Reinigungstour. Der wird übrigens an Kerwe täglich gut voll. Rund vier Tonnen Müll fallen an so einem frühen Kerwemorgen jeweils an. Zum Vergleich: Rund 450 Kilo produziert ein privater Ein-Personen-Haushalt pro Jahr. Alleine an einem Kerwetag fällt fast zehnmal so viel an.

Drei bis vier Stunden sind die Maschinen und die Trupps unterwegs. Es muss schnell gehen, weil gegen Mittag schon wieder die Schausteller-Geschäfte und Straußwirtschaften öffnen. Bis dahin muss alles picobello sein.

Die Bauhof-Leute arbeiten konzentriert – und dennoch spürt man trotz des Knochenjobs so etwas wie gute Laune, fast ein bisschen berechtigten Stolz, denn ohne sie wäre ein solches Fest nicht möglich.

Auf dem Bauhof-Gelände steht ein Container für Kartonage, ein anderer für Glas. So weit es geht werden die Wertstoffe noch getrennt – aber das ist oft nicht möglich.

Insgesamt aber, bestätigt Johannes Wyrwoll, der Chef der Saubermänner, geht die Müllmenge seit Jahren zurück. „Vor zehn Jahren hat man auf dem Marktplatz fast kein Pflaster mehr gesehen“, erinnert er sich. Das könnte daran liegen, dass es allmählich doch weniger Einwegmüll gibt. „Oder die Leute werden doch ein bisschen umweltbewusster“, hofft er.

Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 16. August 2022