Keine Frage: Die Corona-Pandemie mit ihren Auswirkungen auf das Gesundheitssystem hat den Blick und den gesellschaftlichen Stellenwert der Pflege noch einmal verändert. Zweifellos ist die Organisation der Pflege eine der zentralen Zukunftsaufgaben – eine, die auch in der Kommune angepackt werden muss, wo man sich kennt und die Netzwerke funktionieren. Das ist der Sinn der Weinheimer Pflegekonferenz, die jetzt zum dritten Mal und dieses Mal coronakonform mit viel Platz in der Stadthalle stattfand. Weinheim ist die einzige Stadt in der Region, die in dieser Form die Akteure der Pflege an einen Tisch bringt. Es war die erste Pflegekonferenz nach Corona; im vergangenen Jahr musste sie wegen der Pandemie abgesagt werden.

„Und doch hat das Thema Corona heute eigentlich keine große Rolle gespielt“, fasste Claus Hofmann, der Leiter des Amtes für Jugend, Soziales, Familie und Senioren, zusammen. In diesem Rathaus-Fachamt läuft die Organisation der Konferenz stets bei Ute Schleh zusammen, die dort für die Themen des demografischen Wandels zuständig ist.

Heißt also: Die Pflegenden der Stadt richten den Blick nach vorne, um die ständig wachsenden Herausforderungen an das Pflegesystem anzupacken.

Rund 40 Personen aus allen Bereichen der Pflege – stationäre und ambulante Anbieter, Organisationen, Kostenträger, Vereine und Schulen – gestalteten unter der Moderation von Christoph Weinmann einen ganztägigen Workshop, um neue Impulse zu bekommen und Erfahrungen auszutauschen. Oberbürgermeister Manuel Just hatte die Schirmherrschaft über die Pflegekonferenz übernommen und die Teilnehmer am Morgen begrüßt und zu Kooperationen ermuntert.

„Es ist alles andere als selbstverständlich“, bescheinigte Christian Rupp, Leiter des Bodelschwingheims und ein Sprecher des Runden Tisch Demenz, „dass eine Stadt ihren Pflegeakteuren eine solche Gelegenheit bietet“. Es sei beispielhaft, wie sich die Stadt und dort insbesondere das Fachamt um die Pflegeakteure kümmere, so Rupp.

Am Vormittag berichteten Arbeitsgruppen, die sich bereits bei den ersten beiden Pflegekonferenzen gegründet hatten, von ihrer Netzwerkarbeit, unter anderem befindet sich eine Austauschplattform im Aufbau. Sven Holland von den Weinheimer Jugendmedien erläuterte die Weinheimer Senioren-App, aus der Helen-Keller-Schule wurden erste Erfahrungen mit generalistischen Pflegeausbildung geteilt, GRN-Chefarzt Dr. Florian von Pein stellte das Projekt „Hundefreunde“ vor, das alte Menschen vor Vereinsamung schützen soll. Es wird von der Bürgerstiftung Weinheim unterstützt.

Im weiteren Verlauf der Konferenz definierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Versorgungslücken, die es auch in Weinheim zum Beispiel bei Kurzzeitpflegeplätzen gibt. Personalmangel ist überall ein Thema, obwohl man sich einig war, dass Weinheim dabei wegen des Sitzes der Helen-Keller-Schule einen Standortvorteil hat. Grundsätzlich wurde aber auch darüber gesprochen, welche Rahmenfaktoren stimmen müssen, um den Standort für Pflegekräfte attraktiv zu machen. Günstiger Wohnraum und passende Bus-und Bahnangebote könnten hier helfen.

Claus Hofmann zeigte sich am Ende der Konferenz begeistert von einem „Funken“, der im Laufe des Tages übergesprungen sei. Anstatt Konkurrenzdenken habe man den Wunsch nach vermehrter Kooperation und Arbeitsteilung gespürt. Die Stadt werde dabei weiter eine zentrale Rolle spielen, kündigte er an. Christian Rupp nutzte die Abschlussrunde, um sich beim Amtsleiter zu bedanken. Claus Hofmann geht nach langen Jahren sozialer Arbeit bei der Stadt Ende des Monats in Pension. Sein Engagement sei außergewöhnlich, seine ruhige und sachliche Art sehr wohltuend, bescheinigte Rupp. OB Just hatte zuvor Kontinuität bei den Themen des Älterwerdens zugesichert. Die 4. Pflegekonferenz im Herbst 2023 ist jedenfalls schon terminiert.

Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 15. Oktober 2021

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