Es wird ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur an ein besonders grausames Kapitel der deutschen Geschichte in der Zeit des Nazi-Regimes: Die Stadt Weinheim beteiligt sich mit einem Betrag von 20 000 Euro an der Skulptur „Der stumme Schrei“, die inmitten des neuen Wohngebietes „Westlich Hauptbahnhof“ entstehen wird – dort, wo zuletzt das GRN-Pflegezentrum ansässig war. In den 1940er-Jahren nutzten die Nationaldemokraten das Gebäude für die Internierung behinderter Menschen, die später Opfer von Euthanasie wurden.

Bei dem Kunstwerk wird es sich um eine Eisenskulptur des Künstlers Robert Schad handeln. Das Kunstwerk soll an einer bereits bestehenden Trauerweide aufgestellt werden. Der Entwurf, den eine Jury ausgewählt hat, wird im Besitz des Rhein-Neckar-Kreises bleiben, der auch einen Großteil der Kosten trägt. Der Künstler möchte  auf die schrecklichen Erlebnisse, Ängste, Schmerzen und Bedrohungen der betroffenen Opfer hinweisen, die vernichtet wurden, weil ihre Leben als nutzlos und minderwertig angesehen wurden und es niemand wagte, sich für sie einzusetzen, heißt es in einer Erklärung zum Kunstwerk.

Der Weinheimer Gemeinderat stimmte der Kostenbeteiligung ebenso zu wie dem Einbau einer „Stolperschwelle“ in der Art der „Stolpersteine“, wie man sie aus anderen Bereichen der Stadt kennt. Mit dem Kunstprojekt „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig wird bundesweit den Opfern den Nazi-Regimes gedacht. Auch eine Inschrift für die Stolperschwelle ist bereits formuliert. Sie könnte lauten:

Kreispflegeheim Weinheim 1940-1941

144 behinderte Menschen wurden von hier aus mit der „Aktion T4“ in die Tötungsanstalten Grafeneck und Hadamar verlegt und dort ermordet. Unter den Patientinnen und Patientenbefanden sich auch sieben jüdische Mitbürger, von denen einer in Grafeneck starb, während
die anderen sechs am 22. Oktober 1940 zusammen mit dem badischen und saarpfälzischen Juden in das Lager Gurs deportiert wurden.

Die Mitglieder des Gemeinderates stimmten der Kostenbeteiligung und dem Standort der Skulptur zu. Die Vertreter der Fraktionen begrüßten den Beitrag zur Erinnerungskultur in der Stadt ausdrücklich und regten an, mit Informationstafeln und ergänzenden Schautafeln mit QR-Codes die Geschehnisse der damaligen Zeit auch für jüngere Besucher interessant und lehrreich zu gestalten.

Das Kunstwerk wird den Mittelpunkt eines Wohnviertels stehen, das auch mit seinen Straßennamen zum Erinnern an die deutsche Geschichte anregt. Eine Straße wird nach der jüdischen Journalistin Hanna Ahrendt benannt, eine weitere nach Weinheims israelischer Partnerstadt Ramat Gan. Das hatte das Gemeinderat schon Anfang des Jahres beschlossen.

Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 11. Januar 2023

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