„Wenn wir die Verantwortung für die Zukunft ernst nehmen, müssen wir Wege finden, dass unsere Nachkommen im wachen Wissen um die Geschichte aufwachsen.“ So Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just am Sonntagmorgen auf dem Weinheimer Friedhof beim Volkstrauertag für die Opfer der Kriege. Der OB nutzte den Anlass, um eine modernere Erinnerungskultur ins Gespräch zu bringen. Just bezog sich damit auf eine Äußerung, die von Bundespräsident Franz-Walter Steinmeier vor einem Jahr anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zu hören war. „Wir werden heute neue Formen des Gedenkens finden müssen für eine junge Generation, die fragt: „Was hat diese Vergangenheit mit mir und meinem Leben zu tun?“

„Ich gebe unserem Bundespräsidenten uneingeschränkt recht“, betonte Just an den Kriegsgräbern. Man benötige neue Vermittlungswege. Das offizielle Gedenken der Politik, so der OB, müsse unterfüttert werden durch ansprechende und zeitgemäße Publikationen, Vorträge und Ausstellungen. Just: „Es wird notwendig sein, die Erinnerungskultur in der Art ihrer Präsentation teilweise neu zu erfinden, um so ein kontinuierliches Erinnern und die Wahrung der damit einhergehenden Verantwortung sicherzustellen.“

Er habe auch Hoffnung, dass dies gelingen kann. Denn gerade im Bereich von Bildung und Begegnung gebe es unendlich viele Möglichkeiten, Menschen für Vielfalt, Toleranz und wechselseitigen Respekt zu gewinnen. Just: „Daran müssen wir gemeinsam arbeiten.“

Die Erinnerung und die Art des Erinnerns sei die Voraussetzung für die Prävention. Der Oberbürgermeister appellierte: „Stärken wir deshalb die Jugend so früh wie möglich und immunisieren wir sie gegen Verführungsversuche antidemokratischer Ideologien.“ 

Man könne das Geschehene nicht einfach rückgängig machen und es auch nicht ignorieren, relativieren oder umdeuten. Aber: „Wir tragen die Verantwortung die aus unserer eigenen Vergangenheit für die Gegenwart und die Zukunft erwächst.“

Just: „Der einzige Weg, der uns bleibt, ist, dafür einzutreten, dass sich Krieg und Diktatur nicht widerholen können. Denn ein Krieg hat niemals einen Gewinner.“

Deutschland, so Just, falle in dieser Hinsicht eine besondere Verantwortung zu.

Daher sei es eine Verpflichtung, immer und immer wieder an die Geschehnisse zu erinnern. Denn wer diese leugne, bagatellisiere die Vergangenheit und die größte jemals von Menschenhand erwirkte Tötung von Menschen – und verkenne gleichzeitig die noch immer vorhandenen Gefahren für die Zukunft.

Manuel Justs Appell: „Wir müssen sicherstellen, dass sich solche Tragödien niemals wiederholen, doch dies kann nur dann gelingen, wenn wir uns unserer Geschichte bewusst sind.“ Das Verständnis der eigenen Geschichte sei mehr als nur Wissen um die Vergangenheit, betonte der OB und erklärte: „Geschichtsbewusstsein ist der beste Schutz gegen Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus.“

Nach seiner Ansprache legte Manuel Just gemeinsam mit Stefan Raitz, dem Vorsitzenden des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, einen Kranz nieder. Zuvor hatte Pfarrer Dr. Stefan Royar einen geistlichen Impuls gegeben. Auch in den Ortsteilen fanden Gedenkstunden zum Volkstrauertag statt.

Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 14. November 2021