Ein Meilenstein der literarischen Genozidforschung – so bezeichnet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung den Roman „Vierundsiebzig“ der Autorin Ronya Othmann, die jetzt für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert ist. Ronya Othmann,  einer deutschen Mutter und eines kurdisch-jesidischen Vaters, liest am Donnerstag, 12. September, im Rahmen des Weinheimer Literaturfestivals in der Evangelischen Stadtkirche um 19 Uhr. Ronya Othmann, so die Kritiker erschafft ein Werk von ungeheurer Dichte, notwendiger Klarheit und Härte. Ihre Stimme ist eine der Diaspora, die auch in den Lesenden tiefe Spuren hinterlässt.
„Ich habe gesehen. Das Ich ist ein Zeuge. Es spricht, und doch hat es keine Sprache.“ So beschreibt sie den Vorgang des Erzählens. Sie will eine Form finden für das Unaussprechliche, den Genozid an der êzîdischen Bevölkerung, den vierundsiebzigsten, verübt 2014 in Shingal von Kämpfern des IS.
Vierundsiebzig ist eine Reise zu den Ursprüngen, zu den Tatorten: in die Camps und an die Frontlinien, in die Wohnzimmer der Verwandten und weiter in ein êzîdisches Dorf in der Türkei, in dem heute niemand mehr lebt. Es geht darum, hinzusehen, zuzuhören, Zeugnis abzulegen, Bilder und Berichte mit der eigenen Geschichte zu verbinden, mit einem Leben als Journalistin und Autorin in Deutschland.
„Wir haben diesen traurigen Jahrestag aufgegriffen und Ronya Othmann eingeladen, aus ihrem Buch „Vierundsiebzig“ zu lesen“, sagt Wolfgang Orians vom Literaturfestival Weinheim e. V. Das diesjährige Literaturfestival steht unter dem Motto „Literatur und Demokratie“ und wird maßgeblich von der Baden-Württemberg Stiftung gefördert. 

Ronya ist in den Nordirak gefahren und hatte dort durch ihre familiären Bindungen besondere Zugänge in die jesidische Gemeinschaft. Entstanden ist daraus ein Werk von ungeheurer Dichte, der notwendigen Klarheit und Härte, in einer radikal poetischen Form dokumentarischen Erzählens.  „Vierundsiebzig“ ist eine Reise zu den Ursprüngen, zu den Tatorten. 

Der Weg führt in die Camps und an die Frontlinien, in die Wohnzimmer der Verwandten und weiter in ein jesidisches Dorf in der Türkei, in dem heute niemand mehr lebt. Es geht darum, hinzusehen, zuzuhören, Zeugnis abzulegen, Bilder und Berichte mit der eigenen Geschichte zu verweben, mit einem Leben als Journalistin und Autorin in Deutschland. 

Für ihr Schreiben wurde Ronya Othmann viele Male ausgezeichnet, unter anderem mit dem Lyrik-Preis des „Open Mike“, dem MDR-Literaturpreis und dem Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik. Für „Die Sommer“, ihren ersten Roman, bekam sie 2020 den Mara-Cassens-Preis zugesprochen, für den Lyrikband „die verbrechen“ (2021) den Orphil-Debütpreis, den Förderpreis des Horst-Bienek-Preises sowie den Horst Bingel-Preis 2022. Ein Auszug aus „Vierundsiebzig“, ihrem zweiten Roman, wurde 2019 mit dem Publikumspreis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs ausgezeichnet. 

Die Jesiden sind eine religiöse Minderheit, die einer sehr alten nicht auf einer Schrift beruhenden monotheistischen Religion anhängen. Es gibt ca. eine Million Jesiden, in Deutschland lebt mit rund 200 000 Angehörigen die größte jesidische Gemeinschaft in der Diaspora. 

Der Abend wird ergänzt durch die Fluchtgeschichten, die Sultana Barakzai als Lehrerin an der Clemens-Brentano-Europaschule in Lollar bei ihren Schülerinnen und Schülern gesammelt hat. Walter Roth berichtet über eine andere Form von Flucht, Vertreibung und Aussiedlung. Er selbst ist ein Banater Schwabe und war vor seiner Flucht Schauspieler am Deutschen Staatstheater in Temeswar, Rumänien. 

Der Eintritt beträgt 15 Euro (ermäßigt 12  Euro). Karten sind bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen (in Weinheim Diesbach Medien) oder unter https://www.reservix.de/tickets-literaturfestival-weinheim erhältlich. Infos zu allen Lesungen unter www.literaturfestival-weinheim.de

Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 04. September 2024

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