Margarete Gräser sitzt mit wachen Augen auf ihrem Sessel am Fenster von St. Barbara. Sie liebt den Blick hinauf zur Windeck. „Ich kann mein Leben noch jeden Tag genießen“, berichtet sie Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just, der ihr jetzt zum 102. Geburtstag gratulierte. Die gebürtige Heidelbergerin wohnt seit gut einem Jahr im Seniorenheim des Schlossbergareals. Ihre Tochter Margarete Lebert und ihr Schwiegersohn Thomas Lebert wohnen in Sichtweite in der Hauptstraße in einem Haus, das für das Leben er hochbetagten Frau eine fast magische Bedeutung hat – dazu später.

Mit 102 Jahren gehört Margarete Gräser zu den fünf ältesten Weinheimerinnen. „Und ich finde, dass Sie beste Chancen haben, einmal die älteste zu werden“, attestierte OB Just nach einer Stunde interessanter Gespräche mit der gebildeten Dame, die ganz erstaunlich fit ist: geistig und körperlich. Keinen Tag verzichtet sie auf einen kleinen Spaziergang mit ihrem Rollator. Sie liest Bücher. Bis vor wenigen Jahren hat sie noch gemalt. Landschaftsbilder in ihrem Zimmer erinnern an diese künstlerische Schaffenskraft.

Zufrieden blickt sie heute auf ein bewegtes Leben zurück.

Margarete Gräser ist am 10. August in Heidelberg geboren – aber es gab immer einen Bezug zu Weinheim. Ihr Vater war in Weinheim geboren als Sohn eines Ärzte-Ehepaars, das in der Hauptstraße 73 wohnte. Kuriose Anekdote: Genau in diesem Haus leben Generationen später ihre Tochter Margarete und ihr Ehemann Thomas Lebert, die dort des Uhren- und Juweliergeschäft Nicolai betrieben haben. Sie lernten sich durch Zufall während ihrer beider Ausbildung in München kennen. Erst später merkte Margarete Lebert, dass sie in das frühere Haus ihrer Ur-Großeltern zurückgekehrt war. Solche Geschichten schreibt das Leben.

Margarete Gräsers Vater war Pädagoge und Schulleiter, nahm öfter neue Herausforderungen an. Die Familie, Margarete und ihre fünf Brüder, zogen häufig um, einen Teil der Kindheit verbrachte sie in Salem am Bodensee. Nach dem Abitur 1942 studierte die junge Frau Deutsch, Geografie und Geschichte in Heidelberg, wollte Pädagogin werden wie der Vater. Aber die Kriegswirren verhinderten ein Examen. 1944 heiratete sie den Juristen Hans Gräser, der später Amtsgerichtsdirektor in Mannheim war. Die Familie wohnte wieder in Heidelberg, zwei Kinder kamen zur Welt. Margarete Gräser ist heute fünffache Großmutter und vierfache Ur-Großmutter. Sie selbst war nie berufstätig, die Zeit hat es immer verhindert, engagierte sich aber vielfach ehrenamtlich im Bildungswesen. Bis zu ihrem 100. Geburtstag lebte sie noch eigenständig, dann wünschte sie sich einen Heimplatz in der Nähe der fürsorgenden Tochter und dem Wohnort ihrer Ahnen.

Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 11. August 2025

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