Man darf sie sogar anfassen, denn es sind ja Gebrauchsgegenstände. Die kleine Schneidemaschine, mit der früher Bohnen längst geschnitten wurden, um sie sauer als Wintervorrat anzulegen. Oder die kleine Mühle für Mohnkörner, sie wurden nicht gemahlen, sondern nur gequetscht, damit sie ihr Aroma bestmöglich entfalten konnten. Oder der Quirl mit Handbetrieb. Die Butterrührmaschine, die so schwer geht wie ein Fitnessgerät für die Oberarme.
Es riecht ein bisschen nach Oma und nach Nostalgie im Weinheimer Museum, wo jetzt historische Küchengeräte ausgestellt sind – samt interessanten Details zum lokalgeschichtlichen Bezug.
Die Stadt Weinheim, Museumsleiterin Claudia Buggle und der Förderkreis des Museums, hier federführend Dr. Alexander Boguslawski, haben die Ausstellung „Kochen.Küche“ zusammengestellt; sie wurde dieser Tage eröffnet und ist bis zum Jahresende aufgebaut, im Moment parallel zur Häkelausstellung „Woinem in Masche“.
Es ist eine Ausstellung zur Alltagsgeschichte und lebt von den Exponaten, die im Alltag benutzt wurden. Viele Stücke, die in der Ausstellung zu sehen sind, stammen von Weinheimer Familien und wurden für die Ausstellung ausgeliehen, betonte Alexander Boguslwaski bei der Eröffnung. Und er schmunzelte: „Das hat wirklich eine eigene Dynamik angenommen, wir haben viel mehr Gegenstände angeboten bekommen haben, als wir ausstellen können.“
Und unter den Exponaten sind echte „Promis“, wie die „Flotte Lotte“, eine manuelle Passiermaschine für Gemüse. Das Gerät hat eine Weinheimer Geschichte und eine aus der Zeit des Holocaust, die dazu erklärt wird. Natürlich spielt auch die frühere Nudelfabrik „Drei Glocken“ eine Rolle, auch die früheren Getreidemühlen an Grundelbach oder Weschnitz.
Denn Essen is(s)t Erinnerung: Ein alter Küchenschrank, wohl aus dem frühen 20. Jahrhundert, öffnet sich und zeigt, wie ideenreich Schreiner und Hausfrauen früher waren, um auf möglichst wenig Platz viel unterzubringen. Dazu sind Kochrezepte und Speisekarten aus Haushalten und Gasthäusern ausgestellt. Und man spürt, früher wurde echt gekocht – und aus allen Lebensmitteln etwas gemacht. So ist die Küche auch eine Tür in die Sozialgeschichte früherer Zeit, als es darum ging, dass Menschen hungerten und mit Einfallsreichtum für ihr Essen sorgen mussten. Auch die Haltbarmachung in der Zeit vor dem Kühlschrank ist ein Thema.
So regt am Ende ein musealer Rückblick immer dazu an, sich Gedanken zu machen, was man aus der Vergangenheit über unser heutiges Kochen und Essen lernen kann.
Info: Ausstellung „Kochen.Küche“ im Museum der Stadt Weinheim, Amtsgasse 2, 3. Juni bis 30. Dezember, Öffnungszeiten. Dienstag bis Donnerstag, Samstag 14 bis 17 Uhr, Sonntag 10 Uhr 17 Uhr.
Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 05. Juni 2025