Mit Hotel, ohne Hotel (jeweils mit Parkhaus), ein Parkdeck im Norden oder im Süden des Miramar, Parkdeck am Hotel oder weiter weg – es gibt mindestens ein halbes Dutzend Varianten, mit denen die Parksituation rund um den Waidsee und des Erlebnisbades im Weinheimer Südwesten verbessert werden könnte. Jedenfalls dürfte niemand, der am Freitagabend in der Weinheimer Stadthalle beim Bürgerdialog zur Entwicklung rund um den Waidsee gekommen war, sagen, es habe keine Wahl gegeben. Über zwei Stunden diskutierten Anwohner, Interessenvertreter, Miramar-Betreiber und Vertreter der Stadt verschiedene Varianten; zunächst und am Ende wieder in einem Plenum, zwischendurch an Stellwänden. Rund 60 Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich an dem Prozess unter externer Moderation.

„Wir wollen mit Ihnen diesen Dialog führen und offen ins Gespräch kommen, wir gehen ergebnisoffen an diesen Prozess heran und werden ihnen mit großer Transparenz alle Informationen geben, die wir haben.“ Mit diesem Versprechen hatte Weinheims Oberbürgerbürgermeister Manuel Just die interessierten Bürgerinnen und Bürger begrüßt – diese Offenheit war auch der „Geist“ des Bürgerdialogs.

Kastor Höhn vom Amt für Stadtentwicklung im Weinheimer Rathaus erläuterte die Fragestellung. Er ging auf die Geschichte des Miramars ein, das 1970 gemeinsam mit dem Strandbad am Waidsee eröffnet worden ist. 1981 wurde in der Stadt schon einmal über ein Hotel am Waidsee diskutiert. Ein Bürgerentscheid ließ die Pläne allerdings wieder in der Schublade verschwinden. Der steigende Parkdruck durch steigende Besucherzahlen hat das Thema jetzt wieder auf die Tagesordnung gebracht.

Wie viele Parkplätze sind denn für eine bessere Situation nötig? Höhn nannte einen zusätzlichen Bedarf von etwa 600 Plätzen im Winter und rund 370 im Sommer. In den Sommermonaten ist der Bedarf nicht ganz so hoch, weil die Stadt eine Wiese als Behelfsparkplatz zur Verfügung stellt. Er rechnete, dass ein Parkhaus mit einem zusätzlichen Angebot von 500 bis 600 Plätzen eine deutliche Verbesserung darstellen würde.

Er verwies auch darauf, dass es nach einem Gutachten in Weinheim ein Marktpotenzial für ein Hotel mit rund 100 Zimmern gibt. Auch in der Tourismuskonzeption, die für Weinheim erarbeitet worden ist, wird ein Hotel gefordert. Hintergrund: Miramar-Betreiber Marcus Steinhart hatte in der Vergangenheit immer wieder den Neubau eines Wellness-Hotels ins Spiel gebracht. In einem Zuge könnte dann ja ein Parkhaus entstehen und den Parkdruck abfangen.

Höhn und OB Just ließen keinen Zweifel daran, dass sie das Miramar als „eine der wichtigsten Freizeitattraktivitäten der Stadt“ (Just) sehr schätzen. Andererseits müsse auch den Anwohnern Rechnung getragen werden.

„Wir werden es diskutieren, aber ergebnisoffen“, versprach OB Just den Teilnehmern des Dialogs. Und er konstatierte: „Es gibt eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Interessen.“ Daher habe die Stadtplanung zunächst alle Varianten gesammelt, die helfen können, dem Parkdruck besser Herr zu werden. Im Dialog sollten nun die Vor- und Nachteile diskutiert werden. Konkret sieben Varianten wurden an den Stellwänden präsentiert und diskutiert. Am Ende, so Just, werde der Gemeinderat entscheiden, ob es eine Variante gibt oder eine Kombination von mehreren.

Der OB ließ aber keinen Zweifel an der Zielstrebigkeit: „Wir müssen in den nächsten eineinhalb Jahren zu einer Entscheidung kommen, denn wir können nicht noch Jahre lang diskutieren.“ Manuel Just verhehlte aber auch nicht: „Es gibt auch eine achte Variante, die heißt, alles bleibt so, wie es ist.“ Die Interessenvertreter führten erwartungsgemäß sehr unterschiedliche Sichtweisen ins Feld.

Miramar-Geschäftsführer Marcus Steinhart erläuterte seine Ideen. Er rechnete vor, dass ein Parkhaus eine Investition von mindestens fünf Millionen Euro bedeute, eine Amortisierung sei nicht vorstellbar. Das Parkhaus werde ein Zuschussgeschäft von „sechs bis sieben Millionen“. Aus dieser Sicht habe er die Idee einer „Quersubventionierung“ durch ein Wellness-Hotel entwickelt. „Das war das Ergebnis von lösungsorientierten Gesprächen, die wir mit der Stadt und den Anwohnern geführt hat.“ Das Miramar sollte sich wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig entwickeln, das sei mit einem Hotel gut möglich.

Der Vertreter der IG Ofling forderte, dass sich alle Bauten in das Umfeld einfügen. „Ein Bau von 15 Metern Höhe kommt für uns nicht in Frage, ein weiterer Flächenverbrauch muss vermieden werden.“ Er brachte auch einen neuerlichen Bürgerentscheid ins Gespräch.

Die Sprecherin der IG Waid erinnerte daran, dass ihre Bürgerinitiative schon über 20 Jahre das hohe Verkehrsaufkommen rund um Miramar und Waidsee kritisiere. Sie berichtete, dass sich die IG Waid für ein Hotel auf dem Nord-Parkplatz und ein Parkhaus im Süden positioniert habe.

Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 12. November 2021