Ende Januar, 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers in Ausschwitz, UNO-Hauptquartier in New York. Die wichtigsten Politiker und Vertreter von globalen Organisationen sind vor Ort – und die Städtepartnerschaft zwischen Ramat Gan und Weinheim wird zum Thema, zumindest indirekt. Als Albrecht Lohrbächer, Partnerschaftsbegründer und Ehrenbürger von Ramat Gan davon erfuhr, war er sichtlich gerührt. Was genau ist dort passiert?
Die Zeremonie hatte das Gedenken der damals verstorbenen Opfer des Holocaust und die Würdigung der Menschenrechte zum Thema. Auf der Versammlung mahnte der israelische Staatspräsident Jitzchak Herzog vor den vielfältigen und heute immer noch präsenten Gefahren von Antisemitismus. Dabei berief sich Jitchak Herzog auf die Lebensgeschichte eines damaligen Gefangenen von Auschwitz: Shmuel Gogol. Der in Polen geborene Mundharmonikaspieler prägte mit seiner Melodie die jüdische Geschichte.
Albrecht Lohrbächer war sehr ergriffen, die Lebensgeschichte von Shmuel Gogol in der Weltöffentlichkeit zu hören. Michal, Shmuel Gogols Enkeltochter, hatte ihn darüber informiert und die Rede auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht.
Albrecht Lohrbächer ist einer der wenigen, der die Geschichte seines alten Freundes schon ganz früh kennenlernte. Viele Überlebende erzählten jahrzehntelang nur selten von den Geschehnissen und ihren Erfahrungen. Gogol spielte in Auschwitz im sogenannten „Todesorchester“. Shmuel Gogol lebte nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Ramat Gan und gründete dort das Children’s Harmonica Orchestra. In dieser Einrichtung lehrte er Kindern das Mundharmonikaspielen. Seine Melodie entwickelte sich in dieser Zeit zur Melodie der jüdischen Wiedergeburt und Wiederbelebung.
Die Geschichte über Shmuel Gogol stellt die Basis der Städtepartnerschaft Weinheims zu Ramat Gan dar. Denn aus der Freundschaft von Shmuel Gogols Familie zu Albrecht Lohrbächer, Bürgermedaillenträger der Stadt Weinheim, resultierte die Städtepartnerschaft. Laut Albrecht Lohrbächer besteht weiterhin ein enger Austausch mit der Familie von Shmuel Gogol, insbesondere mit dessen Sohn. Die Stadt in der Nähe von Tel Aviv in Israel und Weinheim führen seit nunmehr als 25 Jahren eine vielfältige Zusammenarbeit und kulturellen Austausch.
Zudem ist die Verknüpfung der Lebensgeschichte von Shmuel Gogol mit dem Gefallenentod seines Urenkels Asaf in der Rede von Jitchak Herzog besonders bedeutsam. Asaf fiel gleich zu Beginn des Gazakrieges. Die Familie hatte einst in Ramat Gan Sicherheit gefunden, diese ging jetzt durch den Hamas-Pogrom wieder verloren. Lohrbächer betont: „Es herrscht für die Menschen in Ramat Gan, wie für alle jüdischen Bewohner Israels, ein ähnlicher Existenzkampf wie damals im Zweiten Weltkrieg.“
Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 07. Februar 2025