Alles begann mit einem großen Schneeball. Klaus Hiller, stets zu Flausen aufgelegter junger Kerl aus der Siedlung, hatte ein Auge auf die Nachbarstochter Hilde geworfen. Weil so junge Halbstarke ihre Gefühle gerne auf besondere Art ausdrücken, nahm er eine Handvoll Schnee – es war in einem kalten Winter Ende der 40er-Jahre – und „seifte“ die kleine Hilde ein. Der feuchtkalte Streich gelang einmal. Beim zweiten Mal wehrte sich das Mädchen mit einem Silvesterböller. „Von da an waren wir verliebt“, schildert Klaus Hiller – und seine Frau Hilde nickt. Seit 65 Jahren trägt sie nun seinen Namen; 1957 haben sie geheiratet, am Mittwoch feierten sie ihre Eiserne Hochzeit in der kleinen Wohnung, in der sie ihre drei Töchter großgezogen haben.

Beide erinnern sich noch gut an ihr Kennenlernen und beide sind noch fit. Dass die 88-jährige Hilde Hiller vor wenigen Wochen einen leichten Schlaganfall erlitt, merkt man ihr fast gar nicht mehr an. Der 87-jährige Klaus ist immer noch ein Kerl wie ein Baum. Er war sportlich, Linksaußen erst bei den 09ern, dann bei der TUS, zuletzt in Trösel. 

Mit einer großen Familie können die Eisernen Eheleute ihr Fest feiern: Drei Töchter, sechs Enkelkinder und vier Urenkel feiern mit. Man trifft sich am Sonntag im Garten einer der Töchter; dort gibt es einen kleinen Pool.

In die Weststadt-Siedlung war Hilde Hiller mit ihren Eltern aus der Grundelbachstraße schon in den 30er-Jahren gezogen. 1945 kamen die deutschstämmigen Flüchtlinge aus Schlesien. Darunter der junge Klaus mit seiner Mutter. So wurden später aus Nachbarskindern Eheleute, die sich bis heute lieben und auf ein erfülltes Leben zurückblicken. Am Mittwoch überbrachten Stadträtin Stella Kirgiane-Efremidou und Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner die Glückwünsche der Stadt. Fetzner kennt die Hillers von den Nordstadtfreunden; der Gründer und Vorsitzende Hans Klumpp ist ihr Schwiegersohn.

Nach der Schule begann der gebürtige Schlesier (der bald astrein „woinemerisch“ konnte) als „Jungarbeiter“ bei der Firma Freudenberg, absolvierte dort einen Schweißerlehrgang und erledigte in den 60er-Jahren anspruchsvolle Schweißerjobs bei verschiedenen Firmen in der Region und darüber hinaus. Die meiste Zeit seines Berufslebens verbrachte er aber als Lagerleiter bei einer Weinheimer Spedition. Sehr viel Geld verdiente er nie, aber es reichte stets für Baugenossenschaftswohnung in der Theodor-Heuss-Straße und dafür, dass die drei Mädchen gut ausgebildet ins Leben gehen konnten, sowie für den alljährlichen Urlaub im Allgäu. Als die Kinder groß waren, nahm Hilde Hiller sogar noch einen kleinen Job bei der Post an.

Heute noch ist Karl Hiller bei den Weststadtsängern, dem Tischtennisverein TTV und bei den Nordstadtfreunden ein förderndes Mitglied. Er liest gerne Zeitschriften, interessiert sich für Autos; seine Frau Hilde löst am liebsten Kreuzworträtsel.

Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 24. August 2022

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