Sie ist eine der großen markanten Persönlichkeiten der Weinheimer Stadtgeschichte: Elisabeth Auguste, Ehefrau des berühmten Kurfürsten Karl Theodor. Ihrem Mann entfremdet, lebte die Kurfürstin im Weinheimer Schloss, während der Gatte in Mannheim, Heidelberg und München regierte. 1794 starb sie. Ihr Sterbebett stand vermutlich im heutigen Dienstzimmer des Oberbürgermeisters im ersten Stock des Barockflügels. Die lebensfrohe Fürstin war in Weinheim bei der Bürgerschaft sehr beliebt. Ihr Sarg wurde auf dem Weg nach Heidelberg von einem mehrere hundert Meter langen Trauerzug begleitet.
Im Weinheimer Schloss hat sie bis zu ihrem Tod das Leben genossen. Wie es überliefert ist, durchaus mit männlichen Bekanntschaften – aber ohne den Kurfürsten.
„Kabale und Liebe“ hat er Weinheimer Journalist und Heimatforscher Heinz Keller das entsprechende Kapitel in seinem Buch „Schlossgeschichten“ genannt.
Über Heinz Keller wurde auch der Weinheimer Lehrer und Filmemacher Uwe Bergmeier auf die Geschichten über das Weinheimer Schloss aufmerksam. Bergmeier, Deutschlehrer an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule, interviewte den betagten früheren Chefredakteur der „Weinheimer Nachrichten“ bei seinem ersten Filmprojekt vor zwei Jahren. Darin beschäftigte er sich mit dem Thema „Im Schatten des Krieges – Weinheimer Zeitzeugen erzählen“.
Und jetzt die Schloss-Geschichten. Unterstützt von der Stadt Weinheim, war Bergmeier mit einer Schauspielgruppe der „Theater-Initiative Ladenburg“ (TIL) jetzt zwei Tage im Weinheimer Schloss mit seiner Kamera unterwegs. Gedreht wurde in echten Kostümen im Trauzimmer, dem Schlossrestaurant und weiteren Räumen mit historischem Ambiente sowie im Gewölbekeller unterhalb des Gebäudes sowie gegenüber in den Räumen des früheren Karmeliterklosters.
Entstanden sind sechs einzelne Szenen, in denen TIL-Darstellerin Susanne Beier die Kurfürstin spielt, die von dem Freiherrn Karl Christian von Eberstein (gespielt von Sahattin Korknaz) umgarnt wird, aber auch der Obristhofmeister Carl Ludwig Freiherr von Rodenhausen (Matthias Langholz) macht Elisabeth Auguste den Hof. Die Schauspieler stellen die Szenen nach. Andreas Neumann von der Theatergruppe des Heimat- und Kerwevereins Weinheim tritt als preußischer Offizier auf. Der Weinheimer Lehrer und Zauberkünstler Volker Schmidt-Bäumler moderiert sie sehr anschaulich.
Nach zwei Drehtagen war Regisseur Uwe Bergmeier mit dem Ergebnis sehr zufrieden. „Die historisch echte Kulisse im Schloss gibt den Geschichten etwas sehr Echtes“, fasste er begeistert zusammen. Nun geht es an die Schnittarbeiten. „Das hat alles top professionell gewirkt und wir sind sehr gespannt auf das Ergebnis“, freut sich Weinheims Pressesprecher Roland Kern, der das Projekt im Weinheimer Rathaus begleitet hat. Bergmeiers Ziel ist es, im Laufe der nächsten Zeit weitere Schlossgeschichten anzuschließen, jeweils in derselben Machart.
Der Pädagoge will die Historienfilme als Lehrmaterial einsetzen, weil er die Erfahrung gemacht hat, dass Schüler lieber Geschichte lernen, wenn sie von Personen und Szenen vermittelt wird. „Aber die Filme sind nicht explizit für Jugendliche oder Kinder gedreht“, betont er. Über Youtube-Kanäle und über die Medien der Stadt Weinheim sollen die Schlossgeschichten auch für Touristen, Besucher und natürlich geschichtsbewussten Bürgerinnen und Bürgern nahegebracht werden.
Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 11. Januar 2022