Die Zeiten sind hart, die Zukunft ungewiss. Die Krisen dieser Welt überlagern sich. Wie kann es besser werden? Wie können die Herausforderungen gemeistert werden? „Die Hauptakteure sind die Menschen selbst, für das Gelingen ist ein Engagement in nahezu allen Lebensbereichen erforderlich“, erklärte Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just im Bürgersaal des Alten Rathauses am Samstagmorgen. Nur wenn die Menschen in Frieden miteinander leben und die Integration in den Ländern gelingt, seien Lösungen möglich.

Der OB spannte damit den Bogen von der Weltpolitik zur bürgerschaftlichen lokalen Ebene, zu den Tugenden der Integration und des bürgerschaftlichen Einsatzes – und zum neuen Preisträger des Rolf-Engelbrecht für bürgerschaftliches Engagement: Dr. Adalbert Knapp. Der frühere Leiter der Volkshochschule Badische Bergstraße, langjährige Vorsitzende der Bürgerstiftung Weinheim und vielfältig ehrenamtlich engagierte Sozialwissenschaftler und Historiker, Initiator und Motor zahlreicher Aktionen und Projekte, ist der fünfte Preisträger des Preises, der von der Stadt Weinheim, der Bürgerstiftung Weinheim und der Freudenberg Stiftung ausgelobt wird. Mit dem Preis, der auch posthum den früheren Weinheimer Oberbürgermeister Rolf Engelbrecht würdigt, werden Menschen ausgezeichnet, die sich „wegweisend zur Chancengleichheit, zum gegenseitigen Verständnis, zur Stärkung eines friedlichen Miteinanders beitragen und Vorurteile abbauen“. Hervorgehoben werden sollen mit dem Preis vor allem Aktivitäten, die den sozialen wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenhalt in Weinheim zukunftsweisend stärken, beschrieb Manuel Just. Dies alles passe ausgezeichnet zu Leben und Wirken Adalbert Knapps. Der Preis sei für Menschen, „die Denkanstöße setzen“.

OB Just erinnerte bei der Verleihung auch an Rolf Engelbrecht, der nach dem Krieg Weinheims erster von der Bürgerschaft gewählter Oberbürgermeister war und viele Verdienste für eine integrative Stadtgesellschaft erworben hat. Engelbrecht stand als gebürtiger Elsässer mit seiner Biografie für die Völkerverständigung und Integration. Da seine Mutter Jüdin war, musste die Familie vor den Nazis nach Holland fliehen. Er starb viel zu früh und überraschend an den Folgen eines Autounfalls, so dass ihm keine Ehrenbürgerwürde zuerkannt werden konnte. Der Preis, der seinen Namen trägt, ist hierfür ein Ersatz. Engelbrechts Sohn Christoph war bei der Verleihung am Samstag als Ehrengast anwesend.

Just zeichnete das Wirken des neuen Preisträgers nach, der von 1983 an ganze 25 Jahre die VHS leitete. Nach dem Eintritt in den beruflichen Ruhestand, leitete und prägte Knapp acht Jahre lang die Bürgerstiftung. Der OB hob als besondere Projekte das Engagement im Bündnis „Weinheim bleibt bunt“, die Belebung des Alten Friedhofs und die Initiative „Doch Europa!“ hervor. „Wenn ich mich an das gemeinsame Singen der Europahymne am Blauen Hut erinnere“, so Just, „bekomme ich heute noch eine Gänsehaut.

Dr. Adalbert Knapp erinnerte sich dann im Gespräch mit seinem langjährigen Freund und Wegbegleiter Dr. Peter Stapelberg an die Stationen seines Lebens. Dabei wurde auch betont, dass die Volkshochschule schon sehr früh in den 80er-Jahren in der Integration engagiert war. Auch bei den Vorläufern der Weinheimer Bildungskette war die VHS früh beteiligt. Die Bürgerstiftungen bezeichnete er als „Rückgrat“ der Zivilgesellschaft, die damit für das Gemeinwesen stark sein könne, ohne immer nach dem Staat zu rufen.

Die Veranstaltung wurde musikalisch begleitet vom Querflötenensemble der Musikschule Badische Bergstraße unter Leitung von Barbara Pfliegensdörfer.

Dr. Adalbert Knapp ist der fünfte Träger des Rolf-Engelbrecht-Preises. Bisherige Preisträger waren Maria Guererro, Arbeitskreis Asyl, Dieter Gerstner und der Weinheimer Mittagstisch.

Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 15. Oktober 2022