Oberbürgermeister Manuel Just konnte es fast nicht glauben und er musste zweimal hinschauen: „Sie werden einfach nicht älter“, schüttelte er den Kopf und gratulierte seiner ältesten Bürgerin zum sage und schreibe 106. Geburtstag. Dieses biblische Alter hat Gertrud Möll, die im Haushalt ihrer Tochter und ihres Schwiegersohns in der Lützelsachsener Schlossgasse wohnt, am 22. Februar erreicht. Die hochbetagte Dame empfing den Rathauschef am Samstag gemeinsam mit Ortsvorsteher Christian Lehmann bestens gelaunt, mit einem Scherz auf den Lippen und einem durchaus verschmitzten Lächeln im Gesicht. Denn sie konnte sich noch gut an ihren 105. Geburtstag vor einem Jahr erinnern, als sie dem OB beim Mühlespiel eine klare Niederlage beibrachte. Jetzt ließ es Manuel Just erst gar nicht so weit kommen. „Ich bin nicht im Training“, wiegelte er augenzwinkernd ab. „Dann halt nächstes Jahr“, bot die Jubilarin an. Und niemand im Raum zweifelte daran, dass es zur Revanche kommen wird. Denn die gebürtige Mannheimerin, die seit sieben Jahren in Lützelsachsen wohnt,erfreut sich bester Gesundheit. Mit Manuel Just und Christian Lehmann stieß sie mit einem Glas Sekt an und verspeiste mit gutem Appetit ein Stück Kuchen.
Es wurde wieder viel gelacht im Viergenerationenhaus in der Lützelsachsener Schlossgasse. Gertrud Möll, von allen „Mutti“ genannt, wohnt dort im Haus ihrer Tochter Marliese Lehr und deren Mannes Friedrich. In den Nachbarhäusern wohnen die Enkelkinder Nadja und Matthias mit ihren Familien. Fünf Urenkel in der Weinheimer Großfamilie haben immer noch ihren Spaß mit der „Mutti“, die jeden Tag das Leben genießt. „Meine Oma ist eine Kämpferin“, sagt Enkelin Nadja Weiß. In ihrer Jugend war Gertrud Möll eine gute Schwimmerin und durchquerte sogar den Rhein. Bis zur Pensionierung war sie berufstätig, unter anderem arbeitete sie als Direktionssekretärin bei BBC und in der Personalabteilung. Bis heute hält sie sich auch geistig fit. Sie liest, spielt gerne Mühle und sogar Schach mit einem sportlichen Ehrgeiz.
Gertrud Möll verbringt ihren Lebensabend an einem durchaus historischen Ort. Hier lebte der frühere Lützelsachsener Bürgermeister Rudolf Lehr, der Ende der 40er-Jahre auch zu den Gründern des Lützelsachsener Winzerfestes gehörte. Dessen Sohn Friedrich Lehr, war Ortschaftsrat und lange Jahre Vorsitzender im Heimat- und Verkehrsverein. Enkeltochter Nadja Weiß, ehemalige Winzerkönigin, führt die kommunalpolitische Ära der Familie fort.
Die Jubilarin isst noch immer mit gutem Appetit und verrät gerne ihr Geheimrezept für gepflegtes Altern: Sie nascht jeden Tag ein Mon Chéri. Nur eins am Tag, aber keinen Tag ohne die Schnapspraline. Tochter Marliese muss sie im Frühjahr im Vorrat kaufen, um sie den Sommer über im Kühlschrank aufzubewahren, bis sie im Herbst wieder in die Regale zurückkehren. Und das hoffentlich noch lange.
Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 22. Februar 2025