Das Gebäude ist ein Spiegel der Weinheimer Geschichte seit dem 18. Jahrhundert, wie so viele Häuser in der historischen Altstadt. Es erzählt von Ränkeschmiedereien, von Handschlag-Geschäften, von Intrigen und Männern, die sich übers Ohr hauen wollten. Man kann darauf gespannt sein, wenn man am Tag des offenen Denkmals in Weinheim am Sonntag, 10. September, das Gebäude-Ensemble am Amtshausplatz (Ecke Hauptstraße) betreten darf, fachkundig geführt von Sylvia Wagner, Kunsthistorikerin und Mitarbeiterin im Weinheimer Stadtarchiv. Sie nimmt Besucher zu Führungen mit um 11 Uhr, 12.30 Uhr und 14 Uhr. Als Ansprechpartner steht auch Swara Arif, der Architekt der Baumaßnahme und Inhaber des Ingenieurbüros Arif in Mannheim, zur Verfügung.

Das heutige Wohn- und Geschäftshaus wurde wohl unter Mitverwendung eines barocken Vorgängerbaus 1874 neu aufgebaut. Am 1. August 1831 hatte der Metzgermeister Philipp Demuth für 2500 Gulden das Anwesen, „eine Behausung samt Stallung“, aus der Konkursmasse des Metzgers Georg Michael von Büren erworben. Seine Bemühungen, eine Konzession zum Betrieb einer Gastwirtschaft zu erhalten, schlugen fehl, da es bereits zu viele Gasthäuser gab. Dies gelang jedoch seinem Sohn, dem Metzgermeister Hans Peter Demuth, dem das Anwesen, „ein anderthalb stöckiges Wohnhaus mit Stallung“, am 22. August 1862 übergeben wurde. Bereits ein Monat später (15. November 1862) beantragte Peter Demuth die Schildgerechtigkeit für das Gasthaus „Zum Weinberg“, die ihm kurz darauf genehmigt wurde.

Das Anwesen, das sich bis in die 1970er Jahre in Besitz der Familie Demuth befand, erfuhr nach der Schließung der Gaststätte ganz unterschiedliche Nutzungen und dementsprechend auch bauliche Veränderungen. Zuerst richtete 1944 die Mannheimer Firma Hansa auf Anordnung der Wehrersatzinspektion Mannheim in den ehemaligen Gaststättenräumen ein Ausweichlager ein. Ältere Weinheimer erinnern sich noch, dass die Fassade im Jahr 1983 mit dem Umbau zur Galerie „Zet“ erneut verändert wurde

Der Saalbau mit Tanzsaal, der relativ zeitgleich mit dem Vorderhaus (1872) entstand, wurde 1947 für die Nährmittelfabrik Hans Schumacher unter Einzug einer Zwischendecke umgebaut. Produkte der Firma waren Puddingpulver, Backpulver, Vanillinzucker, Soßenpulver, aber auch Gewürze, Kaffee und Tee. Später wurden im Saal Möbel restauriert und Hochzeiten gefeiert. Oft blieb er aber über längere Zeiträume ungenutzt. Seit 2022 wird er aufwändig saniert – und dürfte ein Schmuckstück der Altstadt werden.

Weitere offene Denkmäler am 10. September sind:

Die Markuskirche in der Weststadt. Führungen 14 Uhr und 15.30 Uhr mit dem  Weinheimer Architekten und Baugeschichtsexperte Norbert Eimann. 

Schloss und Schlossturm. Turmbesteigungen werden von 13 Uhr bis 17 Uhr stündlich angeboten. Sammel- und Startpunkt ist jeweils am Eingang D. Stadtarchivarin Andrea Rößler, profunde Kennerin der Weinheimer Stadtgeschichte, bietet Führungen durch das Schloss um 12 Uhr, um 14 Uhr und um 16 Uhr an.

Berckheimsches Mausoleum. Führungen mit Kenner Franz Piva von 14 Uhr bis 16 Uhr jede halbe Stunde.

Der Rote Turm. Turmpate  Fritz Ziegler bietet in der Zeit von 13 Uhr bis 17 Uhr Führungen an. Interessierte sollten ein bisschen Geduld mitbringen, denn aus Sicherheitsgründen dürfen jeweils nur etwa zehn Personen gleichzeitig in das Turminnere. 

Infostand im Schlosshof mit den Denkmalschutzexperten der Stadt Weinheim von 13 Uhr bis 17 Uhr

Alle Führungen und Besichtigungen sind kostenlos. Für das Schloss, das Mausoleum und den Saalbau sind Anmeldungen erforderlich bis zum 7. September unter 06201 / 82-283 oder bauordnung@weinheim.de.

Mehr Infos auch hier: https://www.tag-des-offenen-denkmals.de/denkmalkarte

Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 05. September 2023