Ein Tipp für Kaffeefans und Lokalpatrioten: Wer zu Weihnachten den fair gehandelten Weinheim Kaffee aus dem Weltladen verschenkt – an andere oder sich selbst – kann in Peru, Nicaragua und Mexiko Gutes tun, ohne dafür weit zu reisen. Den fairen Kaffee mit dem aufgedruckten Städtenamen gibt es seit September 2023 im Weltladen (Hauptstr. 90). Wir haben Kaffee-Einkaufsmanager Kleber Cruz Garcia von der GEPA gefragt, wie genau die in Weinheim verkaufte Kaffeebohne Bäuerinnen und Bauern hilft.

•          WELTLADEN: Wer produziert den Rohkaffee für den Weinheim Kaffee?

Kleber Cruz Garcia: Die GEPA kauft den Kaffee von Genossenschaften in Peru, Nicaragua und Mexiko, in denen sich Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zusammengeschlossen haben. Die Genossenschaften haben unterschiedlich viele Mitglieder, es gibt kleinere und größere. Ein schönes Beispiel: die Genossenschaft „Norandino“ in Peru ist durch die Zusammenarbeit mit der GEPA gewachsen. Am Anfang 1992 hatte sie ungefähr 200 Mitglieder, heute sind es 7000 Mitglieder, die mit ihren Familien vom Fairen Handel profitieren. Norandino verkauft jährlich ungefähr 3.500 Tonnen Rohkaffee weltweit, und zusätzlich dazu Vollrohrrohzucker und Kakao. Dieser Rohkaffee endet zu einem Teil in der Tasse als Weinheim Kaffee.

•          Welche Vorteile haben die Kaffeebauern und -bäuerinnen durch den Fairen Handel?

Kleber Cruz Garcia: Sie haben viele Vorteile durch den Fairen Handel! Ganz wichtig ist die Zahlung fairer Preise, aber auch die langfristige Zusammenarbeit. Die Kaffeebauern und -bäuerinnen bekommen von uns über längere Zeiträume gesicherte Mindestpreise. Nur dadurch kann vor Ort eine Entwicklung entstehen.

Auch die nötigen Zertifizierungen für den Fairen Handel haben positive Auswirkungen: die Genossenschaften müssen sich professionalisieren, sie müssen zum Beispiel Finanz- und Geschäftspläne vorlegen, sie müssen zeigen, dass sie betriebswirtschaftlich funktionieren können. Dadurch werden sie konkurrenzfähiger und erzielen gleichzeitig bessere Preise für ihre Mitglieder.

Eine andere Genossenschaft, die Cooperativa Sol & Cafe (auch in Nord-Peru), finanziert von ihren Erträgen eine Schule für die Kinder der Mitglieder. Diese Schule begeistert mich, weil hier die Kinder der Kaffeebauern eine sehr gute Grundlage für ihren späteren Werdegang bekommen. Sie lernen neben den klassischen Fächern wie Mathematik oder Spanisch auch Fächer wie Bio-Landwirtschaft; ihnen wird von klein auf die biologische Anbaumethode nahegebracht. Bildung ist das wichtigste Instrument zur sozialen Mobilität.

•          Vor welchen Herausforderungen stehen die Genossenschaften aktuell?

Kleber Cruz Garcia: Neben dem Klimawandel und seinen Auswirkungen auf kleinbäuerliche Produktionseinheiten wie beim Kaffee stellen die neuen Regularien der EU die Produzenten und Produzentinnen vor große Herausforderungen. Ein interessantes Thema ist ein EU-Gesetz, das seit dem 31. Mai in Kraft ist und die sogenannte „Entwaldungsfreie Lieferkette“ einfordert. Bestimmte Produkte, darunter Kaffee, dürfen nicht importiert werden, wenn dafür Wald abgeholzt wurde. Vor dem Export muss also nachgewiesen werden, dass für den Kaffeeanbau keine Flächen gerodet wurden. Das ist nicht unkompliziert für die einzelnen Kaffeebauern und Kaffeebäuerinnen! Andererseits haben dabei natürlich diejenigen einen Vorteil, die in Genossenschaften organisiert sind. Sie erhalten Unterstützung und werden mit dieser Herausforderung besser zurechtkommen. Letztlich liegt darin auch eine Chance, denn sie werden vermutlich so einen höheren Marktanteil erreichen.

•          Welche Perspektiven gibt es für den Fairen Handel mit Kaffee in Deutschland?

Kleber Cruz Garcia: Die größte Herausforderung ist, dass der Faire Kaffee sich noch in einer Nische befindet. Es wird sehr viel mehr Fairtrade-zertifizierter Rohkaffee angeboten, als er Abnehmer findet!

Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen, und wird hierzulande so viel getrunken wie nie zuvor – aber der Anteil von fair gehandeltem Kaffee am Kaffeekonsum insgesamt ist dieses Jahr gesunken. Die Inflation in Deutschland und die zurückhaltende Konsumstimmung machen sich auch hier bemerkbar. Ich wünsche mir sehr, dass wir die 10% Fairhandels-Anteil am Kaffeekonsum in Deutschland bald überspringen!

•          Was ist eigentlich der geschmackliche Unterschied zwischen Weinheim Kaffee und Weinheim Espresso und wie wird beides am besten zubereitet?

Kleber Cruz Garcia: Der Weinheim Espresso ist kräftiger, cremiger und hat einen etwas niedrigeren Koffeingehalt – deshalb kann man ihn besser abends trinken! Der Weinheim Kaffee ist leichter, süßlicher und nicht so dunkel geröstet wie der Espresso. Mir persönlich schmeckt der Kaffee am besten, wenn er in der Presskanne zubereitet wurde. Maximal fünf Minuten ziehen lassen und dann runterdrücken! Der Espresso sollte idealerweise mit einer Siebträgermaschine zubereitet werden. Ich trinke ihn am allerliebsten auf kalter Milch mit Eis – das ist ein wunderbares Getränk, davon kann ich drei, vier Gläser hintereinander trinken.

Hintergrund zum Weinheim Kaffee:

Der Weltladen verändert mit dem Fairen Handel die Welt zum Positiven. Die Bohnen für den Weinheim Kaffee werden in Kooperativen in Peru, Mexiko und Nicaragua angebaut. Durch Vorfinanzierung und längerfristige Abnahmeverträge erhalten die Kaffeebäuer:innen höhere Einkünfte und finanzielle Sicherheit. Der Fair-Trade-Mehrpreis wird von den Kooperativen u.a. für den Bau von Schulen und für Frauenförderprogramme verwendet.

Auch die Weinheim Schokolade hilft, das Einkommen von Kleinproduzent:innen in der Dominikanischen Republik, in Paraguay und in Sao Tomé zu sichern. Ausbeuterische Kinderarbeit ist im Fairen Handel ausgeschlossen – was im internationalen Kakaohandel keine Selbstverständlichkeit ist!

Außerdem leisten die Produkte einen Beitrag zur Klimagerechtigkeit: Kaffee und Kakao sind nicht nur biologisch angebaut, sondern mit jeder verkauften Packung Weinheim Kaffee und jeder Tafel Weinheim Schokolade gehen fünf Cent an ein Aufforstungsprojekt der Imker:innen-Kooperative Copichajulense in Guatemala.

Weinheim Kaffee gemahlen 250 gr.
100 % Bio-Arabica, EUR 5,99

Weinheim Kaffee Bohne 250 gr.
100 % Bio-Arabica, EUR 5,99

Weinheim Espresso Bohne 250 gr.
100 % Bio-Arabica, EUR 5,99

Weinheim Bio-Vollmilch-Schokolade 37%
EUR 1,99

Weinheim Bio- Zartbitter-Schokolade 60%
EUR 1,99

Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 30. November 2023
Foto: GEPA – The Fair Trade Company